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"Beste Frauen-WM" aller Zeiten
18. Juli 2011, 12:06
Ausverkaufte Stadien und mediales Echo wie noch nie: Die Frauenfußball-WM in Deutschland hat neue Maßstäbe gesetzt.
Begeisterte Stimmung in den Stadien und gute Quoten: Dennoch werden jetzt Unkenrufe laut, dass der Frauenfußball schnell wieder von der Bildfläche verschwindet
Frankfurt/Main - Der Fußball-Weltverband (FIFA) hat die Frauen-WM in Deutschland in den höchsten Tönen gelobt. Die OrganisatorInnen um Steffi Jones dürfen sich die Hände reiben - obwohl das frühere Ausscheiden der DFB-Auswahl die Bilanz trübt. "Es ist die beste Frauenfußball-WM der FIFA seit Bestehen", sagte FIFA-Frauenfußball-Abteilungsleiterin Tatjana Haenni. Weiters lobte sie die "hervorragende Stimmung" in den Stadien. "Aber das Wichtigste ist: Die ganze Welt sieht, dass Frauenfußball eine tolle Sportart ist und dass wir ihn weiterbringen."
Echte Straßenfeger
Medial war die WM ein voller Erfolg: Die Zeitungen berichteten jeden Tag seitenweise, die TV-Einschaltquoten - mit 16,95 Millionen ZuschauerInnen während des Viertelfinal-Aus Deutschlands gegen Japan als Spitzenwert - schlugen alle Rekorde. Die Live-Übertragung des Endspiels zwischen den USA und Japan am Sonntag war mit 15,34 Millionen ZuschauerInnen ebenfalls ein echter Straßenfeger, was einem Marktanteil von 46,6 Prozent entspricht. Laut media control-Zahlen waren Männer ab 14 Jahren (8,13 Millionen) dabei eher am Tele-Ball als Frauen (6,89 Millionen).
Unkenrufe
Allerdings prophezeite nach Franz Beckenbauer auch ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz, dass der Frauenfußball wieder von der Bildfläche verschwinden werde. Spiele der Frauen-Bundesliga werden auch in Deutschland in Zukunft mitnichten regelmäßig live im Fernsehen zu sehen sein.
Großes Publikumsinteresse
Und das trotz des ZuschauerInneninteresses auch vor Ort: Bereits vor den Spielen um Platz eins bis drei hatten schon 771.419 ZuschauerInnen die Spiele gesehen, im Schnitt 25.714. Das Finalspiel Japan gegen USA, bei dem sich die Asiatinnen durchsetzten, fand im ausverkauften Stadion in Frankfurt am Main statt. Die Frauenfußball-WM zeichnete sich auch durch ihren friedlichen Ablauf aus: keine Polizei-Aufgebote, keine betrunkenen Fans, keine gefährlichen Feuerwerkskörper.
Einzelne Spielerinnen äußerten sich begeistert von der ungewohnten Aufmerksamkeit. "Es ist ein Fußball-Paradies", schwärmte Mexikos Maribel Dominguez. "Danke Deutschland! Eine tolle Organisation", sagte die schwedische US-Trainerin Pia Sundhage. "Dieses Turnier hat den Frauenfußball auf der ganzen Welt weitergebracht."
Schattenseiten
Die sechste Weltmeisterschaft hatte aber auch ihre Schattenseiten: Erst wurde Kolumbiens Torfrau Yineth Varon positiv getestet, dann erwischte es die beiden Nordkoreanerinnen Song Jong Sun und Jong Pok Sim. Nach dem letzten Gruppenspiel des Asienmeisters gegen Kolumbien musste die ganze Mannschaft zur Dopingkontrolle - ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der FIFA. Das Ergebnis steht noch aus. DFB-Präsident Theo Zwanziger sprach von einem "menschenverachtenden System in Nordkorea, in dem versucht wird, Sportler mit allen Mitteln zu Erfolgen zu führen".
Auch sportlich betrachtet mussten die Fans dennoch einige Abstriche machen - vor allem in der Gruppenphase. Und die Schiedsrichterinnen gaben sich teilweise der Lächerlichkeit preis: Ein von der Ungarin Gyoengyi Gaal nicht geahndete Handball-Spiel von Äquatorialguineas Bruna war die Slapstick-Einlage des Turniers.
"Frauenfußball Sportart dieses Jahrtausends"
"Letztlich hat die WM Maßstäbe gesetzt in einer Größenordnung, die wir uns alle nicht vorstellen konnten", sagte Jones OK-Präsidentin. Viele Fußball-Macher in Deutschland sind geradezu euphorisiert. Siegfried Dietrich, Manager des deutschen Rekordmeisters 1. FFC Frankfurt, sagte der Zeitung "Die Welt": "Ich glaube daran, dass der Frauenfußball unter den Frauen die Sportart dieses Jahrtausends ist."
Aber nicht in Österreich?
In Österreich standen an diesem Wochenende trotz WM-Finales aber längst schon wieder die Fußball-Männer im Mittelpunkt. (APA/red)
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